Korrekte Entnahme von Dopingproben bei Turnierpferden
Im Rahmen des Tierschutz-Seminars 2012 im Holstenhallen-Restaurant in Neumünster am 01. Februar 2012 wurde ein interessanter Vortrag gehalten, vom Chef der Pferdeklinik Bockhorn, Herrn Traugott Röwer, zum Thema Korrekte Entnahme von Dopingproben bei Turnierpferden.
Diese Informationen und Regelungen beziehen sich auf alle Turniere, die von Anschlussverbänden der FN durchgeführt werden.
Damit Dopingproben verwertet werden können und nicht wegen fehlerhafter Entnahme ungültig werden, ist der vorzunehmende Ablauf genau festgelegt worden.
Dazu gibt es das „FN-Medi-Kontroll-Kit“ (muss aus dem laufenden Jahr sein) mit einer genauen Anleitung (aktueller Stand 2012).
An den Turnierveranstalter werden vor der Veranstaltung zwei solcher Pakete (KIT) gesandt und der Veranstalter ist auch die verantwortliche Ansprechperson vor Ort auf dem Turnier.
Im Vorfeld hat er dafür zu sorgen, dass mindestens eine abgeschlossene Box für die Medikationskontrolle zur Verfügung steht, besser sogar zwei, eine mit Stroh eingestreut und eine mit Spänen.
Das herausgezogene Pferd und der Tierarzt werden vom LK-Beauftragten oder einem Richter zu dieser Box begleitet.
Schon bevor das Pferd in die Box hineingeführt wird, muss der Tierarzt seinen mitgebrachten Catcher (Stock mit Auffangbehälter für Urin) vorbereitet und in Stellung gebracht haben, da manche Pferde sofort nach Betreten der Box pinkeln und der Tierarzt das verpasst, wenn er nichts vorbereitet hat.
Im Beisein mindestens eines Zeugen werden die Proben-Behälter aus dem Medi-KIT überprüft. Der rote Ring im Schraubverschluss ist zu entfernen, damit der Metallring im Verschluss nach Zuschrauben arretieren kann, so dass die Probe anschließend nur im Labor wieder geöffnet werden kann.
Sollte das Pferd nicht gleich urinieren, muss der Tierarzt mindestens 30 Minuten warten, kann auch eine Stunde oder länger warten nach eigenem Ermessen, bevor die Dopingkontrolle mittels Blutentnahme vollzogen werden darf.
Wenn Urin aufgefangen werden konnte, sind die beiden Proben-Behälter (A- und B-Probe) mindestens zu zwei Dritteln zu befüllen und so zu verschließen, dass durch den Spezial-Metallring die Arretierung einrastet.
Sollte es zur Blut-Entnahme kommen, liegen dem KIT 6 Röhrchen bei.
Mit einem speziellen Desinfektions-Pad (andere dürfen nicht verwendet werden, um die Probe nicht zu verunreinigen) wird die Einstichstelle gereinigt und eine Vakuum-aufbauende Nadel eingeführt, mittels der die 6 Röhrchen mit Blut vollaufen. 4 Röhrchen sind in den A-Proben-Behälter zu legen, zwei in den B-Probenbehälter. Wieder müssen die Verschlüsse arretieren.
Über den ganzen Vorgang ist ein Protokoll zu führen mit 3 Ausfertigungen, wovon eines die Probe beim Versand an das Labor begleitet.
Bis zum Versand durch den Turnierveranstalter an das Labor muss das Blut im Kühlschrank (4 Grad) gelagert werden.
Wenn irgendwas an diesem Ablauf nicht korrekt stattfindet, sind die Proben ungültig was besonders bei akuten Verdachtsfällen ärgerlich und ansonsten auch teuer ist.
Damit man als betroffener Reiter/Pferdebesitzer nicht in die unangenehme Situation kommt, dass verbotene Substanzen festgestellt werden, sollte man regelmäßig auf die Seite der FN schauen, auf welcher der aktuelle Stand der dopingrelevanten Substanzen festgehalten ist. Außerdem sollte man sich nicht ausschließlich auf die Beipackzettel der Medikamente verlassen. Es ist schon mehrfach vorgekommen, dass deutlich nach Ablauf der vorgeschriebenen Wartezeit noch Substanzen im Blut oder Urin nachgewiesen werden konnten.
Sogar Akupunktur darf nicht kürzer als 48 Stunden vor einem Turnier angewendet werden. Also keinerlei Beeinflussung mind. 48 Stunden vor dem Turnier.
Herr Röwer schlägt vor, dass es ein guter Gedanke wäre, dass Turnierreiter ein Medikamentenbuch führen sollten. Für Kaderreiter sei dies längst Pflicht.
Alles in allem war dieser Vortrag sehr detailliert und aufklärend.
Dann kann in der nächsten Turnier-Saison ja nichts schief gehen.
Eure Martina