Zwei Mütter - ein Plan!
Geniale Idee! Ja, genau so machen wir es!
Wir schenken unseren beiden Jungen zu Weihnachten einen Westernreitkurs!
Zu dieser Überlegung kamen meine Reitstallfreundin Annette (40) und ich (Heike 41) auf unserer abendlichen Hundegassirunde um die Koppeln des Reitstalles in Sülldorf, wo wir seit eh und je unsere Pferde (Deutsches Reitpony 18 Jahre und Hosteiner 5 Jahre) untergestellt hatten. Seit einiger Zeit schon waren wir nämlich am überlegen, was wir tun können damit wir unseren beiden Söhnen (Jim 12 Jahre und Nikolas 11 Jahre), die gerade auf die Phase der Pubertät zusteuern, auch weiterhin den Reitsport schmackhaft machen konnten. In englischen Reitstiefelchen und mit figurbetonter Hose, das schien nicht so deren Ding zu sein. Ziemlich uncool, so als Junge. Da fanden wir nun die Idee, sie in die Westernreitweise einführen zu lassen, richtig gut.
Noch am selben Abend suchten wir nach einem geeigneten Lehrstall im Umkreis von Hamburg und stießen im Internet auf die Homepage von Martina Sell. Die Homepage war so schön und übersichtlich gestaltet, dass Annette und ich sofort Lust bekamen ebenfalls einen Kurs zu belegen und so fragten wir uns, ob es die Jungen wohl stören würde, wenn wir auch mitmachen. So eine Art „Mutter-Kind-Kurs“, hi hi!
Ob die Jungen das wohl cool finden? Egal, wir wollten auch mit! Wir mailten Martina an und sie organisierte Ende Januar ein Kurswochenende, nur für uns vier.
Die Jungen freuten sich über ihr Weihnachtsgeschenk und es war ihnen auch egal, dass wir Mamis mit wollten. Annette und ich waren auch schon sehr gespannt und voller Vorfreude. Als wir dann im Januar bei Martina auf den Hof fuhren, hatten wir das erste bitterkalte Wochenende erwischt. Das erste was uns auffiel waren das total gepflegte Stallgelände. Auch die Reithalle war frisch geharkt. Die Pferde wurden noch vor dem Kurs auf die Weide gebracht. „Auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist“, sagte Martina. „Das brauchen die Tiere einfach.“ Sehr pferdefreundlich, ging es mir durch den Kopf.
In der Zeit frühstückten wir erstmal gemeinsam und Martina wollte genau erfahren, was wir uns von dem Kurs erwarten, was unsere Vorstellungen und Ziele waren. Wir entschieden gemeinsam, dass wir einen Einblick in die verschiedenen Westerndisziplinen bekommen möchten und die grundlegenden Hilfen und Übungen der Westernreiterei kennen lernen sollten. Martina würde uns dazu ihre eigenen Pferde, die sehr erfolgreich auf Turnieren gelaufen sind, zur Verfügung stellen.
Wir holten dann also die Pferde von der Weide und stellten fest wie ausgeglichen, umgänglich und gepflegt sich die Tiere darstellten.
Zwei sehr freundliche Mädchen und Martina halfen uns beim Aufzäumen und Satteln und erklärten gewissenhaft alles ganz genau. Nun ging es ans Reiten. Ganz in Ruhe erklärte Martina uns die Hilfen und lies uns die einzelnen Übungen ausprobieren.
Zugegeben, ihre sehr fein gerittenen Pferde die über eine umfassende Bedienungsanleitung verfügen, machten es uns am Anfang nicht gerade leicht. Wir hatten Mühe alle Hilfen gleichzeitig zu beachten. Aber wenn wir es dann plötzlich nach aller Anstrengung doch schafften, dann war es ein grandioses Reitgefühl. Die Pferde hatten wirklich tolle Gänge und reagierten auf kleinste, ja fast nur gedankliche Hinweise. Toll!
Jim, der zwischenzeitlich schon leicht frustriert war, weil erstmal fast gar nichts klappte, gelang es am Ende des ersten Kurstages dann auf Martinas Quarter Horse „Fancy“ einen Spin zu reiten. Da wurde er regelrecht süchtig. Ja, das war richtig Spaß! Und zunehmend klappte der Spin besser und schneller. Jim war happy. Auch die anderen Übungen, ein kleiner Trail den Martina uns aufgebaut hatte, wurde von uns allen nun schon im Großen und Ganzen gemeistert. Immer wieder bewunderten wir auch die Ruhe der Pferde in den Erklärungspausen und die Geduld die sie mit uns Westerneinsteiger hatten. Was mich persönlich auch sehr beeindruckte, war der Blick mit dem die Pferde Martina die ganze Zeit im Auge behielten. Man konnte erkennen, dass die Tiere sie als Chef absolut akzeptierten und das aber voller Vertrauen und ohne Angst. Martinas Verhalten den Pferden gegenüber zeigte sich aber auch bis ins kleinste Detail einfach Konsequent. Wir durften in den zwei Kurstagen so viel Neues lernen. Nicht nur die grundlegenden Hilfen, die Übungen, auch Cowboylongieren und Bodenarbeit war mit im Programm. Am Ende des Kurses fuhren wir mit einem ganzen Kopf voller Eindrücke, Ideen und absolut beseelt nach Hause. Und das tollste, unser Plan ist aufgegangen. Unsere Söhne haben richtig Feuer gefangen. Fanden den Kurs genauso toll wie wir und möchten nun unbedingt richtig Westernreiten lernen. Wären wir nicht so durchgefroren gewesen, wären wir wohl schon nachts in den Reitstall zu unseren eigenen Pferden gefahren um all das Erlernte auszuprobieren.
Nächsten Morgen ging es dann aber sofort ab in den Stall. Unser Reitpony musste dann schon mal für das Cowboylongieren herhalten. Es funktionierte auf Anhieb sowohl bei mir, als auch bei Jim obwohl unsere Kommandos bisher ja etwas anders waren. Aber unser „Black Chester“ ist eben multilingual talentiert;) Martinas Kommandos sind aber auch sehr pferdegerecht und von Natur her verständlich. Also es klappte prima und wir haben dann auch etwas schwierigere Übungen wie etwa Schenkelweichen an der Hand geübt, das ging auch sofort. Anschließend haben wir mal Spin (langsam) an der Hand geübt und das war schon schwieriger.
Jim ist jedoch so beherzt auf Chester zugetreten, dass er wirklich gut vor ihm gewichen ist. Während ich sein Hinterbein aktivierte.
Nur das Bein, was am Platz bleiben sollte ist manchmal ein wenig zu weit weggedriftet. Aber für den Anfang war das schon okay. Unser Pony Chester fand uns an dem Tag allerdings schon ein bisschen komisch penetrant, wie wir ihm so auf die Pelle rückten. Schließlich waren wir sonst eher die gemütlichen Freizeitausreiter und stellten nur wenige Anforderungen. Zwischenzeitlich wollte er dann auch einmal lieber den Übungsplatz verlassen. Pony eben, er hat überall eine eigene Meinung zu. Letzte Woche riss er sich los, als der Tierarzt mit einer Spritze um die Ecke kam, der war noch 10 Meter entfernt! Das hat er gleich geblickt. Und den Bauern, der sich ihm in den Weg stellte, hat er dabei auch noch über den Haufen gerannt. Hat ihm letztendlich aber auch nichts genützt.
Wir haben ihn beide Male natürlich konsequent zurückgestellt. Wie wichtig konsequentes Handeln ist, daran hat uns Martina in dem Kurs noch einmal eindringlich erinnert, indem sie es vorlebte. Unser Pony hat die neuen Übungen dann aber doch noch recht gut mitgemacht. Muss halt manchmal überredet werden der Gute! Und Annette….ja, die muss wohl nun demnächst für ihren Holsteiner einen Westernsattel und eine Westerntrense besorgen. Damit liegt ihr Nikolas nun flehend in den Ohren.
Alles in allem hat uns der Kurs wirklich sehr gut gefallen. Es war ein wundervolles Mutter-Sohn Erlebnis und hat uns sehr informativ in die Westernreiterei eingeführt. Alle unsere Fragen wurden beantwortet und es hat tolle Anstöße für den Umgang mit unseren eigenen Pferden gebracht. Und vor allem…. Lust auf mehr!!!
Heike Tuscher